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Aktuelle Forschung zeigt: Omega-3-Fettsäuren können die Chance erhöhen, schwanger zu werden und zu bleiben

Frankfurt am Main, 30. August 2013

Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass die in Fischöl reichlich vorkommenden Omega-3-Fett­säuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) unser Immunsystem positiv beeinflussen können. Deshalb auch wird eine Omega-3-reiche Kost bei entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis empfohlen und bei weiteren chronische Entzündungsreak­tionen diskutiert. Es zeigt sich aber auch, dass eine gute Omega-3-Versorgung der Mutter während der Schwangerschaft das Allergie-Risiko des Kindes zu senken vermag.

Jüngste For­schungsergebnisse von Dr. Sebastian Pfeiffer, Immunologe und Fach­arzt für Laborato­riumsmedizin, Labor Benrath im Kinder­wunschzentrum Düsseldorf, beleuchten einen weiteren Vorteil: Omega-3-Fettsäuren können die Chance, schwanger zu werden und zu blei­ben, deut­lich erhöhen, denn sie beeinflussen das zelluläre Immun­system. Dies ist eine gute Nachricht insbesondere für Frauen mit Ferti­litäts- (Fruchtbarkeits-) Problemen und Kinderwunsch sowie Frauen, die eine künstliche Befruchtung durchführen lassen, und diejenigen, die bereits eine oder mehrere Fehlgeburten erlitten haben. Sie alle können profitieren.

Bemerkenswert ist, dass die in die Studie einbe­zogenen Frauen EPA/DHA über Fischölkapseln in einer im Rahmen der Empfehlun­gen liegenden Menge (480 mg pro Tag) zu sich nahmen. Bei Omega-3-Fettsäuren handelt es sich um essentielle Nährstoffe, die im Vergleich zu anderen das Immunsystem beeinflussenden Substanzen keine nennenswerten Nebenwir­kungen mit sich bringen.

Für die Forschung im Labor in Benrath sind die Reaktionen des Immunsystems der Frau vor, während und nach der Einnistung einer befruchteten Eizelle von besonderem Interesse. Die Eizelle trägt anti­gene Merkmale sowohl der Mutter als auch des Vaters, und da die väterlichen Merkmale für das mütterliche Immunsystem „fremd“ sind, verhält es sich wie bei einer Transplantation eines Organs von einer Spenderperson: Es unterscheidet zwischen „fremd und gefährlich“ Angriff) und „fremd und ungefährlich“ (= Toleranz). In der Situation „fremd und gefährlich“ sind zusätzlich zum Kontakt mit dem fremden Antigen – in diesem Fall der befruchteten Eizelle – Signale vorhanden, die das Immunsystem als potenziell gefährlich interpretiert. Dies führt dazu, dass aus sogenannten CD4+-T-Zellen voll aktivierte Immunzellen gebildet werden. Deren Aufgabe ist es, schädliche Antigene zu beseiti­gen, was z. B. zur Bekämpfung einer Infektion gut ist, andererseits aber bei einem Transplantat zur Abstoßung führt, d. h. es wird auch verhin­dert, dass eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter verbleibt. Regis­triert das Immun­system hingegen zusätzlich zum Kontakt mit dem „fremden Antigen“ Eizelle keine gefährlichen Signale – also in der Situation „fremd und ungefährlich“ (= Toleranz) –, werden die CD4+-T-Zellen nur zum Teil aktiviert und damit zu sogenannten regulatorischen T-Zellen. Sie sind es, die das für die Einnistung der Eizelle und die Aufrechterhaltung einer Schwanger­schaft wichtige „Toleranzsignal“ geben.

Dr. Pfeiffer und sein Team konnten nun zeigen, dass sich der Anteil an regulatorischen T-Zellen erhöhen lässt, wenn Frauen über vier Wochen hinweg kontinuierlich Fischölkapseln, d. h. 480 mg EPA/DHA täglich, zu sich nehmen. Entsprechend höher ist die Chance, dass eine befruchtete Eizelle im mütterlichen Organismus verbleibt. Da das zelluläre Immunsystem während einer Schwangerschaft jederzeit wieder aus der Toleranz-Balance in den Zustand „fremd und gefährlich“ wechseln kann, was eine Fehlgeburt zur Folge haben kann, ist es laut Dr. Pfeiffer notwendig, eine andauernde, kontinuierliche EPA/DHA-Zufuhr sicherzustellen. So wird das „Toleranz­signal“ auf­rechterhalten und die Chance, schwanger zu bleiben, steigt.

Die Bedeutung von Toleranz-fördernden Faktoren vergrößert sich zudem mit der Zahl der Schwangerschaften, denn es ist bekannt, dass jede Schwangerschaft das Abstoßungspotenzial bei der nächsten erhöhen kann, was ein aus der Transplantationsmedizin bekanntes Phänomen ist. Weitere durch Studien belegte positive Effekte einer guten EPA/DHA-Versorgung der werdenden Mutter, wie die größere Zahl von normalen Schwangerschaften, die auch mit einer deutlich verringerten Zahl unreifer Frühgeburten vor der 34. Schwangerschafts­woche einhergehen, sind für Dr. Pfeiffer ebenfalls auf den beschriebe­nen positiven Einfluss der Omega-3-Fettsäuren auf die regulatorischen T-Zellen zurückzuführen.

Bei der Empfehlung von Fachgesellschaf­ten, die Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit zu einer mittleren Zufuhr von mindes­tens 200 mg DHA pro Tag rät, sind die aktuellen Forschungs­ergebnisse von Dr. Pfeiffer und seinem Team noch nicht berück­sichtigt. Sie beziehen sich vielmehr auf weitere wichtige Funktionen von Omega-3-Fettsäuren, denn DHA ist beim Kind im Mutterleib für die Entwicklung des Gehirns sowie der Sehfunktion verantwortlich. Hält die gute Versorgung über das Stillen bzw. entspre­chend angereicherte Säuglingsnahrung an, verbessern sich die geis­tige und moto­rische Entwicklung sowie das Sehver­mögen des Kindes bis hin zum Schulalter deutlich. Derzeit ist die Versorgung in Deutsch­land eher unzureichend und neue Studiener­gebnisse deuten an, dass dies auch Auswirkungen auf die psychi­sche Gesundheit der nachfol­genden Generation haben könnte.

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